Informationen zum Projekt in der Veranstaltung der NMS Vorau:
"Alle meine Kinderrechte und Literaturpfad"
Gemeinsam mit Lehrer/innen, Schüler/innen und Studierenden entwickelte, praxiserprobte Materialien für unterschiedliche Schulstufen und -typen erschließen die (literarische) Welt des steirischen Mittelalters als (außer-)schulischen und digitalen Lernort.
Glückssuche zwischen Verdammnis und Erlösung
Wir befinden uns an einem von acht ausgewählten Schauplätzen in der Steiermark, wo einst in Klöstern und Burgen mittelalterliche Texte verfasst oder überliefert wurden. Um diese Literatur zu neuem Leben zu erwecken, werden ihre vielfältigen Themen, Symbole, Ideen und Träume auf malerischen Spazierwegen vor der historischen Kulisse unser Natur- und Kulturlandschaft erzählt: Hier laden künstlerisch gestaltete ‚Lesezeichen‘ Jung und Alt zu einer ganz persönlichen Begegnung mit der stets neugierigen, keineswegs finsteren Welt des Mittelalters ein.
Der Pfad beginnt auf dem Stiftsparkplatz und verläuft auf dem Ackerrain entlang der Klosterberggasse (I-II) hinunter zur Nepomukstatue auf dem Griesplatz (III). Von dort führt der Weg ein Stück entlang der Hauptstraße, zweigt links ab hinauf zur Marktkirche (IV) und endet beim Rathaus (V).
Das Thema der sog. Vorauer Novelle – nämlich die ungehemmte Glückssuche von zwei entflohenen Klosterzöglingen – mutet wie ein Vorläufer des Faust-Stoffes an: Wir hören von einem magischen Buch, einer Art Teufelspaket, von Lust und schweren Sünden mit nachfolgenden Gewissensqualen. Zum überaus hohen inhaltlichen Anspruch der Dichtung passt auch ihre meisterhafte Sprache. Packende Bilder und lebhafte Dialoge ziehen uns noch heute in ihren Bann. Rasch wird klar, dass es nicht ferne Zeiten und unbekannte Orte sind, auf die sich die Handlung der Erzählung symbolhaft bezieht. Vielmehr sind auch wir damit gemeint.
Der Verfasser der Novelle stellt uns die beiden Hauptfiguren vor. Es handelt sich – im doppelten Sinn des Wortes – um zwei Waisenknaben, die völlig sündenfrei in einem Kloster aufwachsen. Als unschuldige Kinder haben sie bislang alles, was der strenge Lehrmeister ihnen beigebracht hat, fromm, fleißig und ohne zu widersprechen aufgenommen. Doch die Härte des Erziehers war offenbar zu groß, körperlich wie seelisch. Das vermerkt der Erzähler sehr kritisch und sieht die Folgen dieser falschen Pädagogik vorher, nämlich die Flucht der jungen Zöglinge in eine vermeintlich bessere, aber für siegefährliche Welt.
Literaturpfad des Mittelalters
... dahinter verbirgt sich ein einzigartiges Großprojekt des Germanistik-Institutes der Karl-Franzens-Universität Graz,bestehend aus acht Schauplätzen.
Dort, wo einst in der Steiermark die bedeutendsten mittelalterlichen Texte entstanden oder gesammelt worden sind, sollen diese auf Spazierwegen durch unübersehbare 3-D-Objekte den Besuchern in Erinnerung gerufen und zugänglich gemacht werden. Jeder Schauplatz hat sein ganz eigenes Thema und ist zugleich Teil eines großen Ganzen. Der Vorauer Literaturpfad besteht aus einer Orientierungsstation und fünf Erzählstationen.