Chorherrenstift Vorau

Augustiner Chorherrenstift Vorau

Zwischen dem Wechselmassiv und seinen Ausläufern im Norden und dem Masenberg im Süden ruht auf einem breiten Hügel das einzige noch bestehende Augustiner - Chorherrenstift der Steiermark: STIFT VORAU

Nach der Fahrt durch die bereits 1309 urkundlich erwähnte Lindenallee und dem Gang durch das fallgitterbewehrte Portal des Torturmes öffnet sich der Blick über den einladenden, ein Hektar großen Stiftshof auf die über 100 Meter breite, um 1735 mit einem dezenten Stuck reichverzierte Vorderfront des eigentlichen Klostergebäudes mit den etwas zurückversetzten Kirchentürmen in der Mitte. Das Stift Vorau präsentiert sich als einheitliches Barockstift, in dem sich die mehr als 800 jährige Tradition des klösterlichen Lebens mit den Erfordernissen der Gegenwart in Kirche und Welt zu verbinden versucht.   

Die Geschichte

Copyright Stiftsarchiv Vorau

1163 Gründung des Stiftes durch Markgraf Otakar III.
1237 Zerstörung des Stiftes durch Brand.
Probst Bernhard II. kommt in den Flammen ums Leben.
1452 Papst Nikolaus V. gestattet den Vorauer Pröpsten, Stab und Infel zu tragen.

1453 Kaiser Friedrich III. verleiht dem Stift das heutige Wappen - Apostel Thomas und Greifenfuß
1625 Neubau des Klausurgebäudes.
1660 Neubau der heutigen Stiftskirche.
1730 Bau des Prälaturgebäudes.
1778 Errichtung einer Hauptschule.

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1812 Errichtung eines Gymnasiums im Stift.
1920 Einleitung des elektrischen Stroms.
1940 Aufhebung des Stiftes durch das NS - Regime.
Burg Vorau als Parteischule.
1945 Das Stift brennt zur Hälfte nieder.
1960 Renovierung der Stiftskirche.
1977 Errichtung des Bildungshauses.
1979 Umbau und Erweiterung der Fachschule für Land- und Ernährungswirtschaft (früher Hauswirtschaftsschule)
1981 Fassadenerneuerung am ganzen Stiftsgebäude

1993 Errichtung des neuen Verwaltungsgebäudes im Süden des Stiftshofes.
2000 Mag. Gerhard Rechberger wird zum 55. Propst gewählt.
2013 Das Chorherrenstift Vorau feiert 2013 das 850-jährige Bestehen des Ordenshauses. So wurde die Stiftskirche 2011,2012 und 2013 innen restauriert, eine neue Orgel eingebaut und der Altarraum mit einem Steinaltar ausgestattet.
2019 Mag. Bernhard Christoph Mayrhofer wird zum 56. Propst gewählt

Die Stiftskirche

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Die Vorauer Stiftskirche zählt durch die verschwenderische Freskenfülle, die überreiche Vergoldung aller Holzskulpturen und vor allem der prunkvollen Ausstattung des Hochaltars zu den glanzvollsten Barockkirchen der Steiermark.
Diese mächtige Halle mit beiderseitigem Kapellenkranz wurde von Propst Matthias Singer nach Abbrechung der alten gotisierten Basilika nach Plänen von Domenico Sciassia unter Belassung der Türme 1660-1662 von Grund auf neu errichtet. Der imposante Hochaltar, 1704 nach einem genialen Entwurf von Matthias Steindl erbaut , ist das künstlerische Glanzstück der Kirche. Von ihm stammt auch die 1706 vollendete und viel bewunderte Kanzel.

Die Bibliothek

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Die Bibliothek (1731) beherbergt 20.000 Bücher, zwei Globen aus dem Jahr 1688 von Vincenzo Coronelli, eine Doppelwendeltreppe und Sprechmuscheln, über die man sich flüsternd verständigen kann.

415 Handschriften, 179 gebundene Inkunabeln, 82 Frühdrucke und weitere etwa 20.000 gedruckte Bücher machen den Bücherbestand für die Fachwelt und die Besucher zu einem bedeutsamen Kulturgut. Besonders das Vorauer Evangeliar, die Vorauer Handschrift mit frühmittelhochdeutschen Dichtungen und der Kaiserchronik, beide aus dem 12. Jahrhundert, sowie die Vorauer Volksbibel, eine Historienbibel aus dem 15. Jahrhundert, die 2018 in das Österreichische Nationale Memory of the World Register der UNESCO aufgenommen wurde. (Text: Mag. Stefan Reiter)

Restaurierung der Bibliothek 2019

 

Die Restaurierung der Bibliothek dauerte rund sechs Monate und die Restauratoren Claudio Bizzarri, Mag. Ursula Thomann, Boris Golob, Valentin und Ing. Markus Schaunigg, reinigten und sicherten die Fresken, den Stuck, die Verzierungen und die Schränke. Die Firma ESA installierte das Licht, die Alarmanlage und den Brandschutz. Die über 17.000 Bücher wurden einzeln vom Archivar entstaubt und wieder in die Schränke gestellt.

Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund € 160.000,00. Es wurde sehr darauf geachtet, dass die Originalität aus der Entstehungszeit erhalten bleibt und die Schadstellen so ausgebessert werden, damit das Ganze eine Harmonie und Einheit ergibt. Wir sind überzeugt, dass dies gelungen ist und freuen uns über die erfolgte Arbeit. Gerne werden wir auch Ihnen diesen erhebenden Eindruck bei Führungen vermitteln. (Text: Prälat Rupert Kroisleitner)

UNESCO Kulturerbe "Die Vorauer Volksbibel"

 

Am 14. September 2018 wurde die Vorauer Volksbibel zusammen mit weiteren kulturellen Schätzen aus Österreich in das „Österreichische Nationale Memory of the World Register“ der Unesco aufgenommen.

 

Diese Handschrift aus dem Jahr 1467 gehört zur Gattung der Historienbibeln und entsteht bereits zur Zeit des Buchdrucks.

In baierisch-österreichischer Mundart von nur einem Schreiber geschrieben, gehört sie mit 559 kolorierten Miniaturen auf 460 Papierblättern zu den am reichsten bebilderten Schriften ihrer Art und dient der spirituellen Erbauung in Familien, Klöstern usw. vielleicht bis heute.

Teile des Alten und Neuen Testamentes sind als biblische Geschichte aufbereitet mit den Lehrmeinungen der Kirche und einer Chronik der Kaiser und Päpste; die Epistel Samuels, eines jüdischen Gelehrten, der über biblische Inhalte schreibt, schließt das Werk ab.

Religionsunterricht im Gewande der Geschichte (Eduard Reuss) – das macht die Volksbibel zeitlos faszinierend.

In der Vorauer Stiftsbibliothek ist das Buch seit 1733 im Bibliothekskatalog nachgewiesen.

Ein Faksimile der Vorauer Volksbibel wird im Zuge einer Führung in der Bibliothek besichtigt.

Die Sakristei

Copyright Stiftsarchiv Vorau

Die Sakristei, die ihre malerische Dekoration dem Pinsel des Vorauer Stiftsmaler Johann Cyriak Hackhofer verdankt, gilt als die künstlerische Perle des Stiftes.

 Der Darstellung der Leiden Christi auf Erden steht an der Decke die Verherrlichung Christi beim Jüngsten Gericht gegenüber.

Der " Höllensturz", das wohl bekannteste Werk Hackhofers zeigt, umgeben von Flammen, teuflischen Gestalten und anderen höllischen Ungeheuern, den Sturz personifizierte Laster wie Geiz, Unzucht, Unmäßigkeit, Hochmut, Trunksucht, Verleumdung und vieles mehr.    

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